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Der konservative Maler aus Uznach


Selbstbildnis des Malers Johann Franz Kaufmann
Johann Franz Kaufmann, Selbstbildnis

Der ältere Herr mit brauner Baskenmütze auf dem Kopf, Brille und ergrautem Vollbart, welcher hier selbstbewusst und stolz leicht rechts weg am Betrachter vorbei blickt, gehört zu den weniger bekannten Schweizer Porträtmalern. Doch sein Handwerk ist akademisch gereift und von respektbler Qualität. 


Es handelt sich hier um das Selbstporträt von Johann Franz Pius Kaufmann, welcher biografisch leider nur spärlich erfasst ist. 1870 im St. Gallischen Uznach geboren, absolvierte er sein Kunststudium an der hochangesehenen École des Beaux‑Arts in Paris. Von daher rührt wohl die Tatsache, dass der Künstler häufig als "Jean-François Kaufman" angeführt wird. In den 1920er-Jahren lebte er vorübergehend in den Vereinigten Staaten von Amerika, wo er gemäss SIK-ISEA-Eintrag hauptsächlich mit dem Porträtieren von Prohibitionspolitikern beschäftigt war.


Zurück in der Schweiz betätigte er sich neben der Malerei als Publizist mit ausgeprägt konservativer Haltung. Dazu passt auch, dass sich Kaufmann modernen Entwicklungen widersetzte und sich ganz im Sinne des Akademismus an den formalen Regeln der Malerei des 19. Jahrhunderts orientierte. Dies praktizierte Kaufmann bis zu seinem Tod 1948 in Zürich, und es dürfte mit ein Grund sein, warum er und sein Schaffen im Schatten der neuen Kunstströmungen bald der Vergessenheit anheim gefallen sind.


Ein besonders anschauliches Resultat von Kaufmanns streng akademistischer Gesinnung ist das vorliegende Selbstporträt. Der Maler strahlt seine Überzeugung selbstbewusst aus. Besonders gelungen in diesem Porträt ist die Lichtführung respektive die Hell-Dunkel-Abstufung: Die eine Gesichtshälfte liegt fast vollständig im Schatten. Es gibt dem Bildnis eine ungemeine Lebendigkeit. Alles ist bis ins Detail sorgfältig und akribisch ausgeführt, nahezu fotorealistisch.


Der Künstler hat das Gemälde am linken Rand mit "JF Kaufman" signiert mit dem Zusatz "ipse pinx." – der Nachweis, dass es sich um ein Selbstporträt handelt. Datiert ist es mit 1935 – Kaufmann ist auf dem Gemälde 65-jährig.

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