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Der Ordensgründer erhält den Rosenkranz

Aktualisiert: 14. Dez. 2023


Der heilige Dominikus und die heilige Katharina empfangen den Rosenkranz, Ögemälde von Johann Sebastian Hersche
Dominikus und Katharina von Sienda empfangen den Rosenkranz

Es ist eine bewegte, figurenreiche sakrale Szene, welche der Ostschweizer Barockmaler Johann Sebastian Hersche hier abbildet: Von einer grossen Engelsschar begleitet, lässt die Muttergottes mit Jesuskind von einem assistierenden Engel den beiden Heiligen Dominikus und Katharina von Siena je einen Rosenkranz überreichen. Der das schwarzweisse Ordensgewand tragende Dominikus breitet die Arme aus, Katharina hält sie zum Gebet gefaltet. Unten rechts sind als Attribute des Dominikus eine Weltkugel sowie ein Hund mit brennender Fackel im Maul dargestellt. Das Tier steht für die Bezeichnug der Dominikaner als "Spürhunde des Herrn" (domini canes). Die brennende Fackel verbildlicht den Gründungsauftrag an die Dominikaner, das Feuer des Glaubens zu verbreiten. Das hier Abgebildete gilt als Schlüsselszene für den Gebrauch des Rosenkranzes und geht auf eine Legende des Dominikanermönches Alanus de Rupe (1428-1474) zurück, welcher sagte, dass Maria höchstselbst dem Ordensgründer der Dominikaner den Rosenkranz überreicht haben soll. Alanus de Rupe bezeichnete sich als "Verlobter der Muttergottes". Er soll die Rosenkranz-Frömmigkeit angestossen haben, die bis heute gelebt wird. Das Motiv der Rosenkranzüberreichung an Dominikus ist von zahlreichen Künstlern aufgegriffen worden. Eine der bekanntesten Umsetzungen ist diejenige von Guido Reni, die sich im Santuario della Madonna di S. Luca in Bologna befindet. Auch Caravaggio greift das Thema auf. Er stellt Dominkus dar, wie er Rosenkränze ans Volk vergibt.


Mehrere Künstler haben der Szenerie die heilige Katharina von Siena hinzugefügt. Die Kirchenlehrerin und Mystikerin hatte der Legnde nach eine Vision des heiligen Dominikus, worauf sie sich als Dominikanerin verstand. Die ebenfalls in Ordenstracht gekleidete Katharina erscheint hier mit der Dornenkrone als einem ihrer Heiligenattribute. Der Blütenkranz, der von einem der Engel über den beiden Heiligen gehalten wird, steht symbolisch für die Rosenkranzgebete.


Der Schöpfer des prächtigen Gemäldes von 1679, Johannn Sebastian Hersche, ist 1619 in Appenzell als Sohn des Malers und Vergolders Baschon Hersche und dessen Frau Wibrat geb. Stärchi geboren worden. Über Jugend und Ausbildung Hersches ist kaum etwas bekannt. Verbürgt ist, dass Hersche längere Zeit mit dem bedeutenden Konstanzer Barockmaler Johann Christoph Storer (1620–1671) im Atelier von Ercole Procaccini d. J. (1605–ca.1680) in Mailand tätig war. Hersche zeichnet für zahlreiche Gemälde und Malereien in barocken Kirchen vor allem in der Ostschweiz verantwortlich. Viele von ihnen müssen als Zuschreibungen gelten, da der Maler nur selten signiert hat. 1660 ernannte Abt Gallus Alt von St. Gallen Hersche zum Hofmaler, was ihm entsprechendes Ansehen einbrachte. Hersches bedeutendstes Werk ist der aus 26 grossformatigen Bildern bestehende Deckenzyklus mit Szenen aus dem Leben des heiligen Gallus in der Galluskapelle im St. Galler Klosterkomplex.


Johann Sebastian Hersches Frühwerk trug zunächst ländlich-manieristische Züge mit Anlehnung an die flämische Malerei. Durch seinen Aufenthalt in Mailand und weitere Reisen nach Italien zu späteren Zeitpunkten war Hersches Stil bald von der italienischen Barockmalerei geprägt. So war Hersche denn auch jener, welcher diesen damals vorherrschenden Stil nach St. Gallen und in der Folge in die Ostschweiz brachte. Auch in dem hier beschriebenen Gemälde mit der Rosenkranzübergabe ist dieser opulente Barockstil erkennbar.

Signatur von Johann Sebastian Hersche mit den Namen seiner Frauen und den Familienwappen
Signatur mit den Namen der Frauen und den Familienwappen

Hersche war zweimal verheiratet. 1652 vermählte er sich mit Hippolita Kern, 1676 heiratete er seine zweite Frau Susanna Grütter. Eine Besonderheit am gezeigten Gemälde ist diejenige, dass Hersche es zum einen mit seiner Signatur und Entstehungsjahr versieht, zum anderen erwähnt er seine beiden Gemahlinnen mit "Hippolita Kern i. S. (in Spiritu?) Susana Grüterin sine ehliche frauwen". Dazu malt er die drei Familienwappen Hersche, Kern und Grütter. Standort und Verwendung des Gemäldes sind bislang nicht bekannt. Rahmung und Form deuten auf die Funktion eines Altarblattes in einer Kirche oder Kapelle hin, dagegen spricht allenfalls das Vorhandensein der eben beschriebenen Signtur mit Wappen. Dies liesse einen Gebrauch in einem privaten Umfeld annehmen. Johann Sebastian Hersches Sterbedatum ist nicht genau bekannt. Er dürfte um ca. 1691 im heute zur Stadt St. Gallen gehörenden St. Fiden verstorben sein.


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