top of page

(VERKAUFT)

Diese zwei zusammengehörenden Blätter stammen laut alter Beschriftung vom Berner Maler Sigmund Freudenberger (1745-1801). Dieser hatte den Auftrag erhalten, gemeinsam mit Balthasar Anton Dunker die 1781 erschienene französische Ausgabe von "Heptaméron" zu illustrieren. Es ist dies eine Reihe von 72 kurzen Novellen von Margarete von Angoulême, Königin von Navarra (1492–1549), welche sich über acht Tage hinweg ereignen.

 

Die vorliegenden Blätter sind Entwürfe für die Illustration der 40. Novelle am 5. Tag. Diese handelt von der Schwester des Grafen von Jossebelin, welche ohne die Kenntnis ihres Bruders einen Edelmann ehelicht. Der Bruder lässt diesen jedoch umbringen, obschon er ihn zwar gerne als Schwager gehabt hätte, doch stammte er nicht aus ebenbürtigem Hause. Die Witwe verbringt daraufhin den Rest ihres Lebens zurückgezogen und in Einsamkeit.

 

Freudenberger skizziert in einer der Darstellungen, wie die Schergen den Todgeweihten ermorden. Wie die zweite Szene in den Ablauf einzuordnen ist, bleibt unklar. Ob sie den Mordauftrag zeigt oder wie der Bruder von der unerlaubten Heirat erfährt – das Motiv ist offensichtlich verworfen worden. Auf der letztendlich ausgeführten Illustration auf Seite 278 des Buches mit dem Mordakt bildet Freudenberger auch das Haus ab, aus dem der auftraggebende Bruder und die Frau die Gewalttat mitverfolgen.

 

Die Blätter sind mit 4 und 5 numeriert, eines verso auf dem Karton als "Pendant" bezeichnet. Auf Nummer 4 ist am unteren Rand des Trägerblattes vermerkt, dass es sich um Originalzeichnungen zu "Marguerite de Navarre" handelt.

 

Sigmund Freudenberger, gelegentlich auch Sigismond Freudenberg genannt, hat seine Ausbildung beim bekannten Berner Maler Jakob Emanuel Handmann erhalten. Gemeinsam mit dem später ebenso bedeutenden Porträtisten Adrian Zingg reiste Freudenberger nach Paris, wo er sich in höchsten Künstlerkreisen bewegte, zu denen etwa François Boucher, Jean-Baptiste Greuze, Johann Georg Wille, Alexander Roslin oder Noël Hallé gehörten.

 

Wieder in Bern, war Freudenberger vorderhand als Genremaler tätig, hob eine eigene Kunstschule aus der Taufe und erhielt ab 1778 die Befugnis, eigenständig kolorierte Stiche herzustellen und zu verkaufen. Freudenberger galt als einer der wichtigsten Kleinmeister seiner Zeit. Er starb 1801 in seiner Heimatstadt an einem Schlaganfall.

 

Es handelt sich dem Anschein nach um eine Mischtechnik aus Grisaille, Feder und Tusche/Pinsel. Nummer 5 ist als "Sepia-Aquarell" beschrieben. Beide Blätter sind in einem guten Erhaltungszustand, Nummer 5 mit drei vier Stockflecken im oberen Bereich.

 

Die zwei Aquarellzeichnungen messen je 8x12,5cm, sind auf einem Trägerpapier befestigt, dieses wiederum auf einem Karton montiert. Gesamtmasse je 22x27cm.

Sigmund Freudenberger – Zwei Vorstudien zu "Heptaméron"

CHF 0.00Preis
bottom of page