Die gotische Nikolauskapelle aus der Zeit um 1300, welche hier abgebildet ist, steht auf der Inneren Neckarbrücke in der Esslinger Altstadt. Sie ist die einzig vollständig erhaltene von einst 17 Kapellen Esslingens. Heute ist sie eine Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus.
Der belgische Maler Ivo Ambroise Vermeersch (1810-1852) hat zeitlebens vor allem romantische Stadtveduten geschaffen. Der einer wohlhabenden Familie entstammende Vermeersch soll schon als Kind ein ausgeprägtes Zeichentalent gehabt haben. Er wurde von seinen Eltern gefördert und zunächst privat ausgebildet. 1824 immatrikulierte er an der Kunstakademie Gent und studierte bei Pieter-Frans De Noter (1779–1842), dessen Spezialität Veduten, Landschaften und Interieurs waren.
In den ersten Jahren nach seinen Studien fertigte Vermeersch vor allem Veduten von Gent an, die später als Vorlagen für Lithografien herangezogen wurden. Ab 1840 begab sich der Maler auf Studienreisen unter anderem nach Lothringen, Bayern, Württemberg, Sachsen oder ins Rheinland. 1841 liess er sich in München nieder, wo er neben Michael Neher (1798-1876) der führende Vedutist wurde und für seine Ansichten von München und Umgebung sowie zahlreichen Städten an Rhein und Neckar hohes Ansehen genoss, auch bei König Ludwig I.
Nach weiteren Reisen nach Böhmen, Italien und innerhalb Deutschlands erweiterte sich Vermeerschs ansehnliches Vedutenrepertoire, und zahlreiche Aufträge von offizieller Seite und Ankäufe von namhaften Museen steigerten sein Ansehen weiter. Vermeersch bewegte sich in Kreisen bekannter Künstler, darunter war auch Johann-Gottfried Steffan, einer der führenden Schweizer Landschaftsmaler des 19. Jahrhunderts.
Ivo Ambroise Vermeersch starb im Mai 1852 im Alter von erst 42 Jahren an einer Hirnvenenthrombose. Er und seine kurz nach seinem Tod verstorbene Frau wurden ehrenvoll auf dem Münchner Südfriedhof beigesetzt. Noch im selben Jahr wurde der gesamte Atelierbestand Vermeerschs versteigert.
Vermeersch wird zu den einflussreichsten Vedutisten der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gezählt. Seine Gemälde zeichnen sich durch eine der Wahrheit entsprechende Darstellungsweise aus, sein Oeuvre wird dem romantischen Realismus zugeordnet. Somit sind Vermeerschs Veduten zugleich wichtige Zeitdokumente, anhand welcher die historischen Stadtbilder nachvollzogen werden können – wie im Falle des vorliegenden Gemäldes der Esslinger Kapelle. Unten am Kanal säubern Frauen ihre Wäsche. Auffallend ist die Ähnlichkeit seiner Gemälde mit denjenigen von Michael Neher, welcher unter anderem ebenfalls Ansichten von Esslingen am Neckar geschaffen hat.
Das hübsche, ungerahmte Kabinettstück ist in Öl auf Leinwand ausgeführt, unten rechts signiert und mit 1845 datiert. Es misst 29x24cm und ist auf dem originalen Keilrahmen aufgezogen.
Der Allgemeinzustand ist sehr gut erhalten, es sind altersbedingtes Craquelée und punktuell oberflächliche Verunreinigungen vorhanden. Eine kleine, rückseitig hinterlegte Stelle in der Leinwand ist von vorn nicht erkennbar.