Wen Alois Hans Schram (1864-1919) hier abgebildet hat, ist unbekannt. Es ist das Porträt eines älteren Mannes mit langem weissem Bart und opulentem Federhut. Seine Haltung und seine ungemein ausdruckstarken Augen strahlen Anmut und Weisheit aus. Diese Partie ist es denn auch, welche der Künstler hier bewusst hervorhebt: Das Licht fällt dem Herrn mitten ins Gesicht, seine dunkle Kleidung wird vor dem ebenfalls dunklen Hintergrund zur Nebensache, lässt aber Mutmassungen und eventuelle Rückschlüsse auf den Abgebildeten zu.
 
Alois Hans Schram war nicht nur Porträt-, sondern auch Historienmaler. Womöglich hat er hier eine Person abgebildet, die ein historisches Kostüm trägt, zumal Federhüte dieser Art bei Männern eher im Barock oder noch mehr in der Renaissance zu verorten sind. Ob es einen Schauspieler im Bühnenkostüm zeigt, welcher einen Aristokraten mimt?
 
Es handelt sich um ein qualitätativ hervorragendes Frühwerk des Österreichischen Malers Schram (auch: Schramm). Der 1864 in Wien als Sohn des königlich-kaiserlichen Postrats Alois Schram geborene Künstler schloss 1888 sein Studium an der Akademie der bildenden Künste ab, wo er unter anderem Schüler von Hans Makart war. Bereits während seiner Ausbildung wurde Schram mit namhaften Preisen für ausgewählte Werke bedacht. Nach dem Studium war er vor allem als Porträt- wie auch Dekorationsmaler tätig. Er fertigte Bildnisse hochstehender Adelsherrschaften an und erhielt prestigeträchtige Aufträge für Dekorationsmalerei an Wiener Bauwerken, unter anderem schuf er Friese im Parlament oder die Deckengemälde im Festsaal der Hofburg. Alois Hans Schram gehörte zum erlauchten Kreis der Künstlerhaus-Vereinigung.
 
Das eindrucksvolle Herrenporträt ist in rot signiert und datiert (1892). Der Zustand ist dem Alter entsprechend gut. Neben einer normalen Craquelierung sind drei kleinere Farbverluste zu verzeichnen. Der Goldstuckrahmen hat einzelne Bestossungen.
 
Lichtmasse: 65x51cm
Masse total: 81x68cm